Veränderung beginnt mit Verstehen – nicht mit dem Ziel.

In diesem Video geht es um die Frage, warum wir echte Veränderung oft mit Zielerreichung verwechseln und dabei übersehen, dass Klarheit erst entsteht, wenn wir innehalten.
Transkript

Warum fällt es uns so schwer, negative Denk- und Verhaltensweisen abzulegen? Das ist eine Frage, die viele beschäftigt. Liegt es vielleicht daran, dass wir der Zeit zu viel Bedeutung beimessen – weil wir glauben, nur sie könne Veränderung herbeiführen? Oder liegt es daran, dass wir uns zu sehr aufs Ergebnis fokussieren, statt uns mit den inneren Motiven und dem Wunsch nach Veränderung zu beschäftigen?

Über genau diese Fragen – und darüber, wie Veränderungsprozesse wirklich nachhaltig gestaltet werden können – möchte ich heute mit dir sprechen. Schön, dass du da bist!

Veränderung beginnt mit dir.

Wenn du schon mal versucht hast, negative Verhaltensmuster oder Denkmuster zu verändern, dann hast du wahrscheinlich gemerkt: Das ist alles andere als leicht. Aber allein der Moment, in dem du erkennst, dass du etwas verändern willst – sei es deine Kritikfähigkeit oder der Umgang mit schwierigen Gefühlen wie Angst, Scham oder Trauer – ist bereits ein großer Schritt.

Die Verantwortung liegt bei dir – nicht bei deinem Umfeld.

Viele Menschen versuchen, ihr äußeres Umfeld zu verändern, in der Hoffnung, dass sie sich dadurch wohler fühlen. Sie erwarten von anderen, sich anzupassen. Aber das ist ein Irrweg. Du kannst dein Umfeld nicht kontrollieren – und das ist auch nicht deine Aufgabe. Woran du arbeiten kannst, bist du selbst. Nur wenn du dich innerlich veränderst, kannst du dauerhaft Klarheit und Stabilität finden.

Diese Erkenntnis – „Ich muss mich verändern, nicht meine Umwelt“ – ist der erste und vielleicht wichtigste Schritt auf deinem Weg.
Veränderung ist Lernen.

Wenn es darum geht, negative Denk- und Verhaltensmuster nachhaltig zu verändern, lohnt es sich, den Blick auf das zu richten, was Veränderung eigentlich bedeutet. Veränderungsprozesse sind im Kern Lernprozesse. Denn jede unserer Gewohnheiten ist irgendwann erlernt worden – bewusst oder unbewusst. Und je häufiger wir sie wiederholt haben, desto tiefer sind sie in unsere Struktur eingebrannt.

Nun geht es darum, diese Muster umzulernen.

Der klassische Weg zur Veränderung: Viele Menschen kommen mit einer klaren Zielvorstellung zu mir ins Coaching. Sie sagen zum Beispiel: „Ich bin momentan eher ängstlich – aber ich möchte mutiger werden.“ Oder: „Ich möchte besser mit Kritik umgehen können.“


Und das ist absolut verständlich – wir sind gesellschaftlich darauf konditioniert, Ziele zu setzen, uns daran auszurichten und sie möglichst effizient zu erreichen.

Aber genau hier beginnt das Problem. Denn psychologische Veränderung passiert nicht einfach, indem wir uns ein Ziel setzen und versuchen, das gewünschte Verhalten über das alte zu überschreiben.

Was passiert in diesem Prozess ist Folgendes:

Unsere komplette Aufmerksamkeit richtet sich auf die Version von uns, die wir gerne wären – der mutige, kritikresistente Mensch. Wir tun alles dafür, dieser Person möglichst schnell zu ähneln und uns diesem Ideal anzunähern.

Das alte Muster wird überdeckt – nicht verändert.

Die neue Verhaltensweise dient dazu, das alte Muster zu verdrängen. Aber je stärker ein innerer Konflikt wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir wieder ins alte Muster zurückfallen – weil es tiefer verankert ist und uns in emotional herausfordernden Momenten mehr Stabilität gibt.

Warum fällt es uns so schwer, alte Muster wirklich zu verändern?

Die meisten von uns versuchen, negative Denk- und Verhaltensweisen durch neue, positivere Muster zu ersetzen. Aber: Das alte Muster bleibt dabei bestehen. Es wird nicht wirklich bearbeitet, sondern einfach überlagert. Solange es in deiner inneren Struktur vorhanden ist, kann es jederzeit – etwa bei Stress oder emotionaler Schieflage – zurückkehren.

Die klassische Zielorientierung ist oft wenig nachhaltig.

Viele Menschen starten ihren Veränderungsprozess mit einem klaren Ziel: „Ich will mutiger werden.“ „Ich möchte besser mit Kritik umgehen.“ Das ist nachvollziehbar – wir sind es gewohnt, Ziele zu setzen und uns darauf auszurichten. Aber in meinem Coaching erleben viele, wie befreiend es ist, den Blick weg vom Ziel zu lenken – und stattdessen hin zu dem Menschen, der du jetzt gerade bist.

Der Schlüssel liegt nicht im Ziel – sondern im Verständnis deiner aktuellen Version.

Auch wenn du diese Version von dir vielleicht gar nicht magst – zum Beispiel den ängstlichen, nicht kritikfähigen Teil – genau diese Version ist es, mit der du dich auseinandersetzen musst. Denn Veränderung beginnt mit Verständnis. Und Verständnis entsteht nur, wenn du dich mit dem beschäftigst, was real da ist – nicht mit einer idealisierten Zukunftsprojektion.

Beobachte ohne Widerstand.

Viele tun sich schwer mit diesem Gedanken. Denn wir sind es gewohnt, zu investieren, um ein Ergebnis zu bekommen – eine Belohnung. Aber paradoxerweise geschieht echte Veränderung oft gerade nicht, wenn wir aktiv etwas verändern wollen, sondern wenn wir zulassen. Wenn wir einfach bei dem bleiben, was gerade da ist. Ohne Bewertung. Ohne Widerstand. So entstehen echte Lernmomente – über das, was wir tatsächlich sind.

Veränderung ist nur im Zustand innerer Ruhe und Offenheit möglich.

Wenn du voreingenommen bist, wenn du dich ablehnst, wirst du nichts über dich lernen können. Nur in einem Zustand von innerer Ruhe, Neutralität und Offenheit bist du wirklich aufnahmefähig und lernbereit. Und nur dann kann sich etwas verändern – nicht, weil du es forderst, sondern weil du es verstehst.

Erfahrung schlägt Konzept.

Dieser Ansatz ist kein reines Coaching-Konzept – er ist eine Erfahrung. Ich kann davon erzählen, ich kann dich begleiten – aber du musst es selbst erleben. Du musst ausprobieren, wie es sich anfühlt, dich selbst einfach nur zu beobachten. Denn genau dort, in dieser Beobachtung, beginnt der eigentliche Wandel.

Mein Vorschlag:

Streich das Ziel. Fokussiere dich nicht darauf, was du sein willst. Bleib bei dem, was du jetzt wahrnimmst – und lass es zu. Gib deinen Gedanken und Gefühlen Raum. Und du wirst sehen: Das Verständnis, das daraus entsteht, kann mehr bewirken als jeder noch so motivierte Vorsatz.

Tiefe Veränderung braucht Akzeptanz – nicht Kontrolle.

Wie man Dinge wirklich wahrnimmt und zulässt, wäre vielleicht ein Thema für ein eigenes Video – denn es ist komplex. Aber genau darum geht es: um die Fähigkeit, das, was ist, wahrzunehmen und anzunehmen. Erst wenn du das tust, kann eine Veränderung stattfinden – und zwar eine, die viel tiefer geht, als wenn du versuchst, ein Muster einfach zu überschreiben.

Probleme lassen sich nicht auf der Ebene lösen, auf der sie entstanden sind. Wenn dich ein Muster festhält – etwa die Angst vor der Meinung anderer – dann steckt dahinter meist ein Gedankenmuster. Du kannst dich fragen: Ist das eine reale Angst? Oder ist es ein erlerntes Gefühl, das vielleicht schon aus deiner Kindheit stammt?

Wenn du nun ein Ziel projizierst, bei dem dir die Meinung anderer egal ist, bewegst du dich auf derselben gedanklichen Ebene wie das Problem selbst. Du versuchst eine mentale Konstruktion durch eine andere mentale Konstruktion zu ersetzen – aber tiefe Erkenntnis entsteht nicht so.

Veränderung braucht eine tiefere Ebene – jenseits der Gedanken.

Nur wenn du das, was gerade da ist, widerstandslos und bewertungsfrei beobachtest, kann sich etwas wirklich wandeln. Wenn du Gedanken und Gefühle groß werden lässt, ihnen Raum gibst – dann entsteht eine völlig andere Art von Verständnis. Dann wird aus Erkenntnis ein echtes, fühlbares Wissen.

Jeder kennt diesen Moment. Du suchst angestrengt nach einer Lösung – und je mehr du dich anstrengst, desto weniger findest du sie. Aber plötzlich, beim Staubsaugen, beim Spülen, mitten im Alltag, kommt dieser Aha-Moment. Plötzlich verstehst du es – nicht nur rational, sondern körperlich, ganzheitlich.

Das ist Erkenntnis. Und sie entsteht nicht durch Kampf, sondern durch Zulassen.

Veränderung braucht den wertfreien Blick. Diese tiefe Erkenntnis, dieses echte Verstehen, kann sich nur dann ereignen, wenn du es schaffst, einen neutralen Blick auf dich selbst zu richten – mit etwas innerem Abstand und ganz ohne Bewertung.

Die Quintessenz lautet:

Wenn du dich mit Veränderungsprozessen beschäftigst, dann versuch, den Fokus weniger auf das Ziel zu richten – und mehr auf das, was jetzt da ist. Streich den Wunsch nach Veränderung vorerst heraus. Beobachte einfach, was du gerade bist. Ohne Widerstand. Ohne inneren Druck. Denn allein das ist bereits eine große Veränderung – ein erster wichtiger Schritt.

Zum Thema Widerstand und Bewertung: Das ist ein vielschichtiges Feld und verdient vielleicht ein eigenes Video. Aber schon dieser Impuls – einfach mal da zu bleiben, wo du bist, ohne etwas verändern zu müssen – kann viel auslösen.

Ich hoffe, meine Gedanken konnten dir ein paar wertvolle Impulse geben. Wenn du etwas aus meinen Inhalten mitnehmen konntest, freue ich mich sehr. Und vielleicht schaltest du ja beim nächsten Video wieder ein.

Bis dahin – alles Gute und Tschüss!

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